Copenhagen

Schön bunt sehen sie aus, unsere Fassaden. Bei einigen Mitspielern akurat in Reih und Glied. Bei anderen wild durcheinander und vermeintlich auch ein bisschen windschief. Das macht aber nichts, vielleicht lassen sich gerade so die wertvollen Siegpunkte einheimsen.

Derer gibt es bei Copenhagen von Daniel Skjold Pedersen und Asger Harding Granerud 12. Das hört sich erstmal nicht nach viel an, gerade zu Beginn ist die Ausbeute aber äußerst gering. Was nicht bedeutet, dass gegen Ende ein Spieler nicht noch einen fulminanten Spurt hinlegen kann und in einem Zug satte sechs Punkte und damit den Sieg einfährt.

Wie kommt man denn nun an die Punkte? Das ist einfach erklärt, aber sicher nicht simpel in der Ausführung. Man baut Fassadenplättchen unterschiedlicher Farbe und Größe. Je größer, umso wertvoller. Bezahlt werden diese durch Karten, die man zuvor aus einer offenen Auslage immer paarweise nebeneinander zieht. Es gehört also schon eine Portion Glück dazu, dass die passenden Karten ausliegen und diese einem nicht noch vor der Nase weggeschnappt werden. Wer eine Reihe oder Spalte vervollständigt, erhält einen oder zwei Punkte. Bestehen diese Reihen oder Spalten gar nur aus Fenstern, verdoppelt sich die Punktzahl.

Erleichtert wird die Geschichte durch Sonderplättchen. Auf dem eigenen Tableau finden sich Wappen. Erreicht man ein solches, darf man wahlweise ein Sonderplättchen nehmen, benutzte Plättchen wieder aktivieren oder aber ein einzelnes Fensterelement verbauen. Das ist hilfreich, um unschöne Lücken zu füllen und so vielleicht doch noch die ein oder andere Reihe oder Spalte zu komplettieren. Die Sonderplättchen ermöglichen es zum Beispiel, im Zug zeitgleich Karten zu ziehen und zu bauen. Oder aber statt zwei gleich drei Karten zu nehmen. Satte Vorteile, die geschickt genutzt werden wollen.

Geschickt bauen ist der Schlüssel zum Erfolg.

Das Spiel endet, sobald ein Kontrahent die 12-Siegpunkte-Marke erreicht hat oder aber wenn die Meerjungfrauen-Karte gezogen wird. Dafür muss der Kartenstapel zweimal durchgespielt worden sein. In den letzten neun Karten schlummert dann die Meerjungfrau, was gerade den letzten Runden nochmal einen echten Nervenkitzel verleiht. Lieber auf Nummer sicher gehen und noch schnell ein Teil bauen? Oder aber doch noch einmal Karten ziehen und Gefahr laufen, nicht mehr an die Reihe zu kommen?

Copenhagen ist schwer in eine Kategorie zu pressen. Für ein Kennerspiel ist es zu leicht, für ein Familienspiel bietet es eine erstaunliche taktische Tiefe. Ich tendiere aber trotzdem eher zur Kategorie Spiel für die ganze Familie. Auch jüngere Spieler können schon ihren Spaß haben und der Reiz, direkt eine neue Runde zu starten, ist definitiv da. Copenhagen ist so ein Spiel, das man nach einem langen, anstrengenden Tag auspackt. Natürlich wollen die Aktionen bedacht sein, aber es fühlt sich nicht so an, als würde man sich das Hirn zermartern. Zumal das Glückselement immer wieder dafür sorgt, dass sorgsam geschmiedete Pläne dann doch nicht zur Gänze umgesetzt werden. Eben ein echtes Spiel aus dem Hause Queen Games, die ja schon häufiger dadurch bestochen haben, durchaus anspruchsvolle Familienspiele für alle Zielgruppen auf den Markt zu bringen.

Optisch ist die Fassadenbauerei jedenfalls sehr ansprechend umgesetzt. Das Material weist hübsche Farben auf und ist sehr stabil. Das Thema ist – wie so oft – irrelevant und nur Mittel zum Zweck. Tatsächlich hätte das Ganze auch Lübeck-West heißen können, aber wen stört das schon? Lediglich die Spielsteine sind meiner Meinung nach etwas zu fummelig geraten, zumal sie die berühmte Meerjungfrau darstellen sollen. Das fanden aber die meisten meiner Mitspieler und auch meine Wenigkeit in der Tat sehr, sehr fragwürdig. Die Pöppel sehen so ziemlich nach allem aus, aber nicht nach einer jungen Frau mit Fischschwanz.

Copenhagen

von Daniel Skjold Pedersen und Asger Harding Granerud

Queen Games

2 bis 4 Spieler

Circa 45 Minuten

Circa 35 Euro