Die Alhambra ist ein echter Touristenmagnet. Auf einem Hügel in Granada gelegen zieht die Stadtburg im maurischen Stil Jahr für Jahr Schaulustige an. Unsere Alhambra ist auch sehenswert, allerdings muss man dafür nicht auf einen Hügel klettern, sondern lediglich meinem heimischen Esstisch einen Besuch abstatten.
Ja, fürwahr, nahezu malerisch reiht sich hier Serail an Garten und Arkade an Turm. Umfasst wird das architektonische Kunstwerk von einer beeindruckenden Mauer und völlig zu Recht fahre ich dafür massig Siegpunkte ein. Ich habe es geschafft, mit meiner Alhambra die Konkurrenz abzuhängen. Zu verdanken habe ich das ein wenig Glück bei der Kartenauslage und einem guten Ressourcenmanagement.
In „Der Palast von Alhambra“, einem echten Klassiker, dreht sich alles um Farben. Derer gibt es vier, und genau in diesen Farben erhält man Geld, für das man passende Gebäude erwerben kann. Habe ich also neun blaue Dukaten, dann kann ich dafür das blaue Gebäude aus der vier Bauwerke umfassenden Auslage bauen. Hier gilt wie so oft – je besser das Gebäude, umso teurer. Besser bedeutet vor allem, dass die Gebäude an sich in den insgesamt drei Wertungsrunden mehr Punkte bringen. Dabei zählt immer die Mehrheit. Wer die meisten Türme hat, der erhält die meisten Siegpunkte, der zweite eben den zweiten Betrag und der Rest muss nehmen, was übrig bleibt oder auch nicht. Serails zum Beispiel sind sicher nützlich, so richtig viele Punkte bringen sie hingegen nicht. Wobei man auch die vermeintlich kleinen Gebäude nicht unterschätzen sollte. Denn sammelt man fleißig in den unteren Siegpunkterängen, während der Rest sich um teure Türme oder Gärten prügelt, kann man schon als lachender Dritter aus dem Rennen gehen. Zumal auch die Länge der Mauer entscheidend ist. Und hier ist gute Planung einfach alles – passt das Plättchen überhaupt rein in das Gesamtbild? Denn gebaut werden darf nur Mauer an Mauer oder eben freies Feld an freies Feld. Da ist ein Gebäude, das von keiner Mauer begrenzt wird, natürlich deutlich flexibler als eines, das an drei von vier Seiten Mauerwerk aufweist. Aber manchmal ist es genau so ein Teil, das zur Vervollständigung fehlt, und das ist dann für einen günstigen Kurs sehr wertvoll.
In jedem Zug kann man sich entscheiden, ob man ein Gebäudeteil kauft und anbaut, einen Geldbetrag von maximal fünf in Summe nimmt oder aber eben umbaut. Die Bauherren müssen also nicht nur darauf achten, möglichst variable Geldbeträge auf der Hand zu haben, sondern auch flexibel bauen. Nichts ist ärgerlicher, als wenn der hochwertige Turm einfach keinen Platz mehr finden will. Dann muss umständlich umgebaut werden, was wertvolle Züge kostet. Sorgsam auf das Geld zu achten macht Sinn, denn wenn man ein Gebäude passend bezahlen kann, darf man direkt noch einen Zug hinterherschieben. So ist man ständig im Zwiespalt – zu teuer kaufen und dafür auf Nummer sicher gehen? Oder lieber zocken und sparen auf die Gefahr hin, dass ein Rivale das begehrte Plättchen vor der Nase wegschnappt.
Alhambra ist ein echter Klassiker und im Zuge von Carcassonne und Co. erschienen. Er verknüpft erstmals den Bau mit einer Art Ressourcenmanagement in Form von Dukaten. Das „Push your luck“ Element, mit dem Handgeld zu zocken, ist wohl dosiert und die Spieldauer so knapp bemessen, dass man gerne noch eine weitere Runde Kelle und Mörtel in die Hand nimmt, um eine neue, viel prächtigere Alhambra Form annehmen zu lassen. Und obwohl das Spiel aus dem Jahr 2003 stammt und seinerzeit völlig verdient zum „Spiel des Jahres“ gekürt wurde, ist es hervorragend gealtert und sowohl in Material als auch Spielreiz immer noch ein absoluter Tipp für eine lockere Runde im Familienkreis. Kenner haben an dem Spiel durchaus auch ihren Spaß, aber auch Einsteiger können durch die einfachen Regeln leicht dafür begeistert werden. Und wer sich das Gesamtpaket mit allen Erweiterungen ins Regal stellen möchte, der kann mittlerweile auf eine „Big Box“ zurückgreifen.
„Der Palast von Alhambra“ von Dirk Henn
Queen Games
Für 2 bis 6 Spieler
Dauer: Circa 60 Minuten
Preis: Circa 40 Euro