Die Siedler von Catan

Wer Zeit und Interesse hat, einen Spieleblog wie meinen zu lesen, dem muss ich sicherlich absolut nicht mehr erklären, wo von die nächsten Zeilen handeln. Es gib Spiele, die sind so berühmt, dass es keinerlei Erklärung mehr bedarf. Ich unterstelle mal einfach, dass es nur sehr, sehr wenige Spielefreunde gibt, die sich nicht wenigstens einmal um Rohstoffe, die längste Handelsstraße und am Ende natürlich Siegpunkte geprügelt haben.

Der aufmerksame Leser wird wissen – mit den Siedlern von Catan fing irgendwie alles an. Klar, gespielt habe ich vorher schon, aber meine erste Begegnung mit den Siedlern fällt in eine ganz besondere Zeit. Das Spiel kannte ich bereits und habe es oft und gerne gespielt, als ich schließlich frisch gebackene Mama wurde. Und wie es dann so ist, verbringt man natürlich mehr Zeit zu Hause. In unserem Fall Zeit am Spieltisch mit guten Freunden. Es gibt ein Foto, auf dem der Papa Sohnemann im Arm hält, während er die Siedler von Catan spielt. Das sind ganz persönliche Erinnerungen, die hier mit reinschwingen.

Die Siedler von Catan können sich vor allem ein Verdienst anheften – Klaus Teuber hat mit seinem genialen Konzept den Weg bereitet für eine Vielzahl von Aufbauspielen, die auch heute noch mehr oder weniger bei dem Urgstein klauen, was das Zeug hält. Und apropos Klauen – das gehört auch im Wesentlichen zum Spielablauf und sorgt dafür, dass die Siedler eben kein langweiliges Rohstoffsammeln und Straßenbauen geworden ist.

Erz und Weizen – das benötigen wir für eine ansehnliche Stadt. Und die Fortschrittskarte hilft uns ein wenig bei Straßenbau.

Catan ist eine Insel, die es mit Dörfern und Städten zu besiedeln gilt. Für eben jene benötigen wir Rohstoffe. Erz, Lehm, Holz, Schafe und Weizen gibt es abzustauben. Dafür bauen wir an entsprechenden Feldern. Diese sind mit Zahlenchips von 1 bis 12 versehen, lediglich die 7 ist dem Ritter vorbehalten. Nun wird gewüfelt… fällt die Zahl, an der wir gebaut haben, gibt es Rohstoffe. Und – sollte ein Mitspieler mehr als sieben Karten auf der Hand haben – darf er eine Reihe dieser Rostoffe als Strafe abgeben. Fällt die 7, kommt der Ritter zum Einsatz. Dieser klaut einem Spieler nicht nur die hart erfarmten Materialien, er blockiert auch die Zahl bis zum erneuten Verschieben.

Dafür, dass das etwas schneller geht, können Aktionskarten sorgen. Diese werden – ebenfalls für Rohstoffe – gekauft. Sie machen es möglich, den Ritter zu versetzen. Oder aber sie lassen den Spieler einfach Rohstoffe von den Mitspielern sammeln. Oder aber es können Straßen kostenlos gebaut werden. Denn diese braucht es dringend, um Dorf oder Stadt miteinander zu verbinden.

Dazu kommen die Häfen. Hier können Waren statt dem gängigen Kurs günstiger getauscht werden. Normalerweise müssen vier Waren gleicher Sorte abgegeben werden für eine alternative Ware. Mit Hafen sinkt der Kurs auf 3:1 oder gar 2:1.

Soweit, so simpel eigentlich. Was die Siedler von Catan ausmacht, ist der unfassbar grandiose Spielfluss, der sich einstellt. Und der – auch das muss man fairer Weise sagen – über den ein oder anderen Schönheitsfehler aus heutiger Sicht hinweg täuscht. Fallen die Würfel, steigt das Adrenalin. Fällt meine Zahl? Kann ich es riskieren, acht Karten auf der Hand zu haben? Oder nimmt mir der Ritter die so mühsam gewonnen Rohstoffe.

Handeln mit den Mitspielern ist erwünscht. Natürlich erlischt irgendwann die Bereitschaft, wenn bereits viele Siegpunkte auf dem Konto zu verzeichnen sind. Allianzen bilden sich, und wer eben noch vorne lag, den mag eine Pechsträhne nach hinten werfen. Und diese folgt nun mal aus schlechten Würfelergebnissen. Wer nicht damit leben kann, dass sein Schicksal in der Hand der Würfel liegt, der wird mit Siedler nicht glücklich. Kompensation wie in modernen Spielen gibt es nicht. Kommen meine Zahlen nicht, bin ich irgendwann abgeschlagen. Punkt. Und das eventuell schon recht früh. Dann schau ich zu und hoffe auf die nächste Runde.

Straßen, Dörfer, Städte… es läuft rund für unser blaues Imperium.

Aber eben die kommt auch recht schnell. Zahlreiche Erweiterungen sorgen dafür, dass die Siedler in See stechen oder sich mit Händlern abmühen. Und sogar bis zu den Sternen haben sie es geschafft, dieses Jahr sogar mit 20-jährigem Jubiläum. Spieleerfinder Klaus Teuber war mit seinem Werk so erfolgreich, dass man seinen Weg aktuell sogar nachlesen kann. Die „Siedler von Catan“ sind längst mehr als ein Spiel. Sie sind ein kultureller Meilenstein. Ein bisschen wie eine kratzige Schallplatte, die irgendwie nicht mehr ganz up to date ist, aber einfach in jede Sammlung rein gehört.

Und wenn Sie wirklich mal jemanden zum Spielen bekommen wollen, der vorher noch nie oder selten zu Würfel oder Meeple gegriffen hat, dann ist „Siedler von Catan“ immer noch die perfekte Einstiegsdroge.

„Die Siedler von Catan“ von Klaus Teuber

Kosmos

2 bis 4 Spieler (mit Erweiterung 5 bis 6)

Dauer circa 45 Minuten

Preis circa 20 Euro