Die Insel der Katzen

Mein Schiff füllt sich langsam. Überall wird miaut und geschnurrt und meine Matrosen mit Katzenhaarallergie haben schon längst das Weite gesucht. Macht auch nix, in den Schlafräumen, im Speisesaal und erst recht in der Kapitänskajüte wäre auch gar kein Platz mehr für mehr oder weniger qualifiziertes Personal. Schließlich gilt es, neben den felligen Tieren und auch den ein oder anderen Schatz unterschiedlichen Werts abzugreifen und unterzubringen.

„Die Insel der Katzen“ scheint nur auf den ersten Blick ein Puzzle-Klon zu sein. Ist es aber absolut nicht, sondern ein Vertreter des Genres, der den grauen Zellen einiges abverlangt und dabei einfach einen Heidenspaß macht. Denn um die Tierchen von der Insel zu retten, muss man zum einen über einen Käfig verfügen, zum anderen über Fisch als Währung. Je mehr Käfige und Fische, umso mehr Tiere finden sich auf dem Boot ein. Zunächst startet man mit einem Permanentkäfig, weitere kann man im Laufe des Spiel erhalten. Und solche, die nach einmaligem Gebrauch verfallen. Fische gibt es zu Beginn jeder Runde oder aber als Boni durch Karten. Aber dazu später mehr.

Vesh kommt näher. Bald müssen wir unsere Rettungsmission beenden.

Gespielt wird in fünf Runden, während das Schiff des bösartigen Vesh unaufhaltsam näher kommt. O.k., die Story, die durch die Anleitung führt, ist etwas aufgesetzt. Aber das macht überhaupt nichts, man hat direkt Lust, sich auf das Abenteuer Katzenrettung einzulassen. Je nach Spielerzahl lagert eine Meute Katzen je links und rechts auf der Insel. Auf der einen Seite kosten die Katzen fünf, auf der anderen drei Fische. Welche Katze auf der günstigen Seite liegt, das wird zu Anfang zufällig aus einem Beutel gezogen.

Jeder Spieler erhält dann sieben Karten, von denen er in der so genannten Entdeckungsphase jeweils zwei draftet und den Rest an den Nebenmann weitergibt. Das geht so lange reihum, bis jeder sieben Karten vor sich liegen hat. Nun kann eine beliebige Anzahl von Karten gekauft werden. Auch diese kosten Fische, von 0 bis 6 reicht die Bandbreite. So kann es zum Beispiel ganz schön teuer werden, einen permanenten Korb zu kaufen. Gelingt dies aber gleich zu Beginn, spart man sich später die Kosten für die verbrauchbaren Körbe. Reisestiefel auf den Karten geben die Schnelligkeit an – wer die höchste Punktzahl hier hat, beginnt die Runde. Ein wesentlicher Vorteil, schielt man zum Beispiel auf eine bestimmte Katze in der Auslage.

Mit diesen grünen Karten, auf denen Körbe und Stiefel verzeichnet sind, werden die Katzen gerettet. Danach geht es ans das Bergen der Schätze. Hier gibt es normale Schätze, darunter eine Reihe kleiner Schätze. Diese werden zu Beginn ausgelegt. Ist der Vorrat erschöpft, guckt der Seemann in die leere Röhre. Die seltenen Schätze werden ebenfalls zufällig aus dem Sack gezogen. Greift man zum Rundenbeginn statt einer Katze einen Schatz, dann wandert dieser in eine separate Auslage. Seltene Schätze bringen am Ende Siegpunkte, reguläre helfen, die Ratten an Bord abzudecken. Denn die lästigen Viecher sollten am Ende möglichst nicht mehr sichtbar sein – es sei denn, eine Lektionskarte verlangt dies.

Oben liegen zwei offene Lektionen, die für alle gelten. Unten liegen die Lektionen (vor der Endabrechnung natürlich verdeckt), die nur dem jeweiligen Spieler selbst Punkte bringen.

Denn jeder Spieler kann versuchen, im Lauf des Spiels eine Reihe von Lektionen zu erfüllen. Es gibt verdeckte Lektionen, also Ziele für jeden Spieler einzeln, und offene Lektionen, die Punkte für alle bringen je nach Erreichen des Ziels. Wer es schafft, clever die Katzen je nach Lektion zu retten oder weitere Ziele zu erfüllen, dem winken erhebliche Siegpunkte. So kann gefordert sein, genau fünf blaue Katzen zu retten. Oder aber der Speisesaal soll komplett katzenfrei sein. Umgekehrt kann es eine Aufgabe sein, beide Kapitänsräume komplett zu füllen. Die Lektionen lenken das eigene Spiel – ohne sie ist „Die Insel der Katzen“ kaum zu gewinnen.

Dazu kommen noch lila Karten, die immer gespielt werden können und zum Beispiel weitere Fische oder Karten sowie machmal einen der seltenten permanenten Körbe liefern. Mit braunen Karten kann man eine der sechs wertvollen Oshax-Katzen auf sein Boot locken. Diese sind Joker und können für jede Farbe eingesetzt werden.

So sieht es ganz gut aus. Einige Familien haben sich versammelt, nur die Räume können noch besser belegt sein.

Die einzelnen Katzen sollten farblich passend aneinander gebaut werden. Hier gelten die bekannten Regeln – eine Katze ist die variabel gelegte Startkatze, alle anderen haben sich an weitere Katzen anzufügen. Wer es schafft, möglichst große farblich passende Familien zu puzzeln, der kann dafür massiv Punkte einstreichen. Am Ende zählen diese Familien, die offenen und verdeckten Lektionen und die seltenen Schätze. Für sichtbare Ratten und leere Räume gibt es Punktabzug.

„Die Insel der Katzen“ ist ein Spiel, das man mehrmals auf dem Tisch haben muss, bevor man sämtliche Feinheiten kennt. Am Anfang baut man wild drauf los, erst mit Übung und Erfahrung lernt man, die Lektionen klug zu nutzen und mit den Fischen clever zu haushalten. Dennoch kann es sein, dass einem Spieler durch Karten oder gezogene Katzen das Glück einfach absolut nicht hold ist. Da nutzt dann auch die beste Strategie nichts. Da „Die Insel der Katzen“ aber trotz Komplexität kein Zeitfresser ist, kann man zügig in eine Revanche starten. Und damit auch jüngere Mitspieler oder Gelegenheitsspieler gerne zur Katzenrettung aufbrechen, ist eine Familienvariante beigelegt. Für Solisten gibt es einen Automa, „Schwester“ genannt, der gut funktioniert. Es motiviert, auch alleine eine Runde zu starten, um die Schwester zu besiegen und den eigenen Score zu knacken. Leicht ist das allerdings nicht, der Bot macht einem dank gelungener Solo-Regeln das Leben schwer.

„Die Insel der Katzen“ ist ein Kennerspiel, mit dem aber auch Gelegenheitsspieler glücklich werden. Und vielleicht steigt der Reiz, nach der ein oder anderen Familienpartie auch die Kennervariante mit den abwechslungsreichen Lektionen zu testen.

Die Optik und das Material sind sehr ansehnlich, angefangen beim Stoffbeutel über putzige kleine Katzenholzfiguren bis hin zur ausgefallenen, aber ansprechenden Zeichnung der verschiedenen Katzen. Ein Defizit gibt es hier aus meiner Sicht aber doch. Es fällt ungemein schwer, die einzelnen Räume zu unterscheiden. Zwar ist im Heft eine farbliche Darstellung zu finden, an der man sich orientieren kann, hier wäre es aber vielleicht möglich gewesen, die Bereiche deutlicher voneinander abzusetzen.

Das ist für mich aber auch schon der einzige nennenswerte Kritikpunkt. Einige kleine Regelunklarheiten lassen sich schnell durch ein wenig Recherche beseitigen und am Ende des Begleitheftes ist zudem ein FAQ mit möglichen Fragen aufgelistet, die die größten Unklarheiten aufklären. So war es zum Beispiel in unserer Runde nicht direkt schlüssig, was „kleine Schätze“ im Gegensatz zu den regulären sind. Ein Blick in das FAQ hat das aber zügig aufgeklärt.

Übrigens – wer selbst Katzenbesitzer ist, muss sich keine Sorgen machen, wo sein Liebling während des Spiels zu finden ist. Denn hier wird im Deckel der Schachtel ausdrücklich darauf hingewiesen, dass hier der Platz für den eigenen Vierbeiner ist. Eine süße Idee.

Die Insel der Katzen von Frank West

Skellig Games

1 – 4 Spieler

Dauer: Ca. 60 Minuten

Preis: Ca. 45 Euro