Oh my goods

Eine kleine, unscheinbare Schachtel mit Karten. Hübsch aufgemacht, aber eher unspektakulär. Ein recht übersichtliches Regelheft. Und dann ein Spiel, das tüchtig Hirnschmalz verlangt. „Oh my goods“ ist trotz kleiner Packung wahrlich kein Leichtgewicht.

Engine Building muss man mögen. Fluppt es, ist man wie im Rausch. Ist von Anfang an Sand im Getriebe, kann es schwer fallen, den Karren wieder in Schwung zu bringen. Da macht auch „Oh my goods“ keine richtige Ausnahme. Denn Prozessoptimierung ist hier so wichtig wie in jedem anderen Genrevertreter auch. Der kleine, aber feine Unterschied – alles passiert ausschließlich mit Karten. Es gibt keine Meeples, keine Würfel und schon gar keinen Spielplan. Nur einen Stapel Karten.

Also gut, werfen wir mal einen Blick auf die Karten. Die haben es nämlich in sich. Sie sind zum einen Rohstoff. Ganz klassisch – Holz, Stein, Wolle, Erz und Getreide. Da fühlt man sich fast ein wenig wie im guten, alten Catan. Denn auch hier geht ohne Rohstoffe nichts, Gebäude errichten schon mal gar nicht. Und genau die sind eben auch auf den Karten. Schon geht das Dilemma los. Soll ich die Karte als Gebäude bauen? Oder brauche ich die Rohstoffe? Oder lager ich die Karte doch lieber als Ware auf einer Karte? Denn auch das geht.

Letztzlich treibt uns die Jagd nach Siegpunkten an. Die gibt es für Gebäude, für Gehilfen und für den schnöden Mammon in Form von produzierten Waren. Doch bis der sich quasi von selbst in die Kasse spült, will die besten Produktionskette ausgeknobelt werden. Wobei es mit dem Ausknobeln nicht getan ist. Man muss schon die passenden Karten auf die Hand und die richtigen Rohstoffe vor die Nase bekommen. Denn in der Marktauslage, die Runde für Runde neu und in variabler Menge erscheint, liegt vielleicht exakt der falsche Rohstoff. Taktik kommt trotzdem dazu, denn man darf mit seinem Arbeiter festlegen, welcher Produktion man in der aktuellen Runde die größte Chance auf Erfolg einräumt. Dazu kommen noch Gehilfen, die die Produktion der einzelnen Gebäude anschubsen. Doch diese wollen erstmal für teuer Geld und vor allem farblich passend erstanden werden.

Gespielt wird, bis jemand acht Gebäude errichtet hat. Dann folgt eine Produktionsrunde, die nochmal alles gehörig auf den Kopf stellen kann. Denn genau auf diese eine Runde gilt es hinzuarbeiten. Wer hier nicht vorausschauen geplant hat, hat keine Chance auf den ersten Platz. Mit dem Motto „Hauptsache bauen, egal was“ kommt man sicher nicht weit.

Was nicht jedem gefallen dürfte: Zumindest im Basisspiel geht die Interaktion gegen Null. Da der Markt jedem zugänglich ist und die Waren dort nicht verfallen, gibt es nicht einmal hier ein Moment des Ärgerns. Einzig die Möglichkeit, einem anderen Spieler den ersehnten Gehilfen vor der Nase wegzuschnappen lässt ein wenig Konfrontation aufkommen. Trotzdem langweilt „Oh my goods“ nie, man ist schon ziemlich gefesselt vom eigenen Plan.

Machen wir es kurz – ich mag das Spiel. Aber ich mag auch grundsätzlich Engine Builder und Spiele, in denen es nicht immer hochkommunikativ zu gehen muss. Wer das braucht, der ist hier sicher falsch. Wer eine relativ flotte Runde Grübelei sucht, der ist hier hingegen goldrichtig. Und wer Spaß am Basisspiel hat, der kann in diversen Erweiterungen via Kampagne sogar eine richtige Geschichte erleben.

Oh my goods

Alexander Pfister

Lookout Games

2 bis 5 Spieler

Circa 30 Minuten (In Vollbesetzung bis zu 60 Minuten)

Circa 10 Euro (Basisspiel)