Kampf um Hogwarts

Welcher echte Fan des Kult-Zauberlehrlings wollte nicht schon immer mal selbst dem dunklen Lord feste auf die nicht vorhandene Nase hauen? Kein Problem, in Harry Potter – Kampf um Hogwarts haben wir dazu jede Menge Gelegenheiten. Allerdings erst ab dem fünften Schuljahr. Und dahin muss man dann doch erstmal kommen.

Denn vor den epischen Kampf hat der Spielegott nun mal den Schweiß gesetzt. Schuljahr um Schuljahr müssen Bösewichte bekämpft und Orte beschützt werden. Das Ganze unter Zuhilfenahme von – wenig überraschend – Zaubersprüchen, Begleitern und dem ein oder anderen nützlichen Gegenstand.

Im ersten und zweiten Schuljahr gestaltet sich das noch nicht allzu schwer, die Bösewichte haben allesamt noch überschaubare Fähigkeiten und kommen auch nicht zu Hauf um die Ecke. Das Prinzip ist einfach, aber fesselnd. Jeder der bis zu vier Spieler sucht sich seinen Lieblingscharakter aus. Hermine, Ron, Neville und Harry himself stehen zur Wahl. Im Lauf des Spiel entwickeln sie, ganz wie im Buch, ihre Fähigkeiten und werden mächtiger. So kann Neville zum Beispiel sich selbst und Verbündete effektiver heilen. Das ist auch nötig, denn die Fähigkeiten der Bösewichte oder aber die Effekte derer Angriffskarten, Dunkle-Künste-Karten genannt, ziehen uns spätestens in den höheren Schuljahren Lebenspunkt um Lebenspunkt ab.

Sinken die Lebenspunkte auf 0, sind wir betäubt. Verloren ist das Spiel dann aber noch nicht.

Die Spieler versuchen gemeinsam, mit Hilfe eines möglichst schlagkräftigen Decks, die Angriffe abzuwehren und die Feinde zu besiegen. Dazu dienen Angriffsmarker, für Einflussmarker können neue Karten gekauft werden. Denn im Grunde ist Kampf um Hogwarts ein Deckbuilding-Game aus dem Lehrbuch. Kaufe ich noch eine Quidditch-Ausrüstung, obwohl ich schon drei im Deck habe? Und warum reichen die Marker nie, um sich Albus Dumbledore als Begleiter zu holen. Die Marker verfallen am Ende jeder Runde, sparen ist also nicht.

Was zu Anfang noch simpel erscheint, wird später extrem fordernd. Denn die Bösewichte alleine sind schon fies genug, treffen zwei mit besonderen Synergien aufeinander, dann kann es richtig weh tun. Wenn zum Beispiel einer das Abwerfen eines Verbündeten aus den Handkarten erwzingt, der zweite dafür satte Lebenspunkte streicht, dann kann das Ende schneller kommen als der geneigte Zauberlehrling Horcrux sagen konnte. In jeder Runde gilt es Orte zu verteidigen, konnten die Fieslinge genug Mächte-des-Bösen-Marker auf den Orten platzieren und fällt der letzte, dann haben wir verloren. Muss jedoch der letzte Unhold das Zeitliche segnen, dürfen wir ein Schuljahr voran schreiten.

Das Material ist hochwertig und ansehnlich. Für Fans gibt es jede Menge bekannte Gesichter zu entdecken.

Klar, das Spiel erfindet das Rad nicht neu. Will es auch gar nicht. Es verlagert aber das Deckbuilding-Prinzip gekonnt in das beliebte Universum und darf sich damit den Verdienst anschreiben, das Genre auch für jüngere Semester zugänglich zu machen. Und das ist ja auch schon mal was, finde ich. Überhaupt lässt sich am Material nicht kritteln. Der Spielplan sieht hochwertig und schick aus, die Karten kommen standesgemäß in einer Box für jedes Schuljahr daher. Das erzeugt Spannung, was dann da wohl lauern mag. Die Karten zeigen die bekannten Protagonisten und jeder – selbst Gilderoy Lockhart – hat eine passende Rolle zugedacht bekommen. Auch die einzelnen Häuser finden sich in späteren Schuljahren vertreten.

Einzig der Wiederspielwert scheint mir nicht sonderlich hoch zu sein. Es macht ohne Frage Spaß, die sieben Schuljahre zu absolvieren und am Ende fühlt man sich tatsächlich so, als hätte man eine epische Schlacht geschlagen. Ob man das zwingend noch einmal tun möchte, lasse ich mal dahin gestellt. Dafür ist das Ende auch noch zu frisch. Eine Buchreihe liest man ja schließlich auch nicht ein paar Wochen später noch einmal durch.

Harry Potter – Kampf um Hogwarts

Kosmos

2 bis 4 Spieler

Dauer varriert je Schuljahr imd Spielerzahl, 60 bis 120 Minuten

Preis: circa 40 Euro