Puerto Rico

Na toll, jetzt muss ich den ganzen Kaffee ins Meer kippen. Die Schiffe sind voll und meine Rivalen haben ihren Tabak, Zucker und sogar popeligen Mais auf den Kähnen untergebracht. Und ich guck in die Röhre, hätte ich das teure Zeug doch mal lieber rechtzeitig beim Händler verschachert.

Ja, so kann es bei Puerto Rico kommen, wenn man nicht aufpasst. Und genau das macht den Reiz aus. Der Strategieklassiker aus dem Jahr 2002 hat den Grundstein für viele weitere Spiele gelegt und schafft es dabei, einen wohligen Ärgerfaktor zu etablieren. Klar, wenn die Rohstoffe knapp und die Kolonisten selten sind, dann gönnt man den Anderen nicht das Schwarze unter den Fingernägeln.

Kolonisten kommen via Schiff. Wie viele, das hängt von den freien Arbeitsplätzen unserer Produktionstableaus ab.

Der Spielablauf ist der für ein Strategiespiel klassische – Arbeiter rekrutieren, Plantagen bewirtschaften, Rohstoffe gewinnen und verkaufen und so natürlich Siegpunkte einheimsen. Es gilt, ein eigenes Tableau mit Plantagen und Gebäuden zu füllen, die sich ergänzen und den maximalen Profit abwerfen. Immerhin kommt hier nicht der Rosenbergsche Effekt um die Ecke und man sackt Strafpunkte für unbelegte Felder auf dem Tableau ein. Die tun nicht weh, besser wäre es aber schon, sie mit produktiven Plättchen zu bedecken. Noch besser mit einem der großen Spezialgebäude, die in der Abrechnung weitere Boni bringen.

Es gibt acht Aktionen, von denen jeder Spieler pro Runde eine auswählen kann. Das Besondere dabei: Jeder führt die Aktion durch, der erste in der Reihe profitiert aber nochmal von besonderen Boni. So erhält er in der Produktion zum Beispiel eine Ware zusätzlich oder darf für eine Dublone mehr verkaufen. Und hier liegt auch schon der Hase im Pfeffer: Wann man welche Aktion im Durchlauf wählt, hat eine entscheidende Bedeutung. Darf man zum Beispiel als erster ein Schiff befüllen, kann man seine Waren ins Trockene bringen. Der letzte Spieler, der an der Reihe ist, muss möglicherweise zuvor mühsam Erwirtschaftetes vernichten, ohne einen Gegenwert zu erhalten. Das kann richtig weh tun.

Lieber erst bauen? Oder doch die Schiffe auf See schicken? Spieler müssen zu Beginn ihres Zuges ein Aktionskärtchen wählen.

Puerto Rico wirkt zunächst unscheinbar, hat es aber in sich. Planung ist hier alles, und dabei sollte man zwingend ein Auge auf die Mitspieler haben. Wer nur für sich wuselt, der kommt nicht weit. Partien gehen trotzdem knapp aus, hoffnungslos verloren ist niemand. Es gibt immer Möglichkeiten, den ein oder anderen Siegpunkt einzuheimsen und nur wer gar nicht auf das gesamte Geschehen achtet, ist am Ende abgeschlagen. Wer im Spiel ungern von Glück abhängig ist, der wird mit Puerto Rico Spaß haben. Denn hier geht es um reine, schiere Taktik.

Getestet wurde das Spiel in der Neuauflage, die kürzlich dank des großen Erfolges erschienen ist. Alles ist hübsch, ansprechend, zu meckern gibt es nichts. Vielleicht ist die Auslage für Grobmotoriker wie mich ein wenig zu fummelig, aber das ist Makulatur. Die Regeln sind einfach und nach den ersten Runden haben sich auch Nachfragen erledigt. Kleine Unsauberkeiten kommen vor. So heißt es zum Beispiel an einer Stelle, dass jeder Spieler sich eine Plantage aussuchen kann, in der Übersicht klingt es aber wie eine Pflicht. Aber hey, bei einem Klassiker wird jede noch so kleine Unklarheit im Zweifel durch einen Blick ins Internet beseitigt.

Puerto Rico von Andreas Seyfarth

Ravensburger

3 – 5 Spieler

Dauer: circa 60 Minuten

Preis: circa 30 Euro