Carcassonne

Es gibt Spiele, die prägen eine ganzes Genre. Und dann gibt es Spiele, die erfinden gleich ein neues. Carcassonne hat erstmals den Plättchen-Lege-Mechanismus mit Workerplacement verbunden und sich aufgemacht, Urvater für eine ganze Reihe weiterer Spiele zu werden.

Wir puzzeln Plättchen um Plättchen – ausgehend von einer Startlandschaft – aneinander, bis keines mehr übrig ist. Die Plättchen werden verdeckt von einem Stapel gezogen. Dabei muss immer schön aneinander grenzen, was zusammen gehört. Also Straße an Straße, Burgteil an Burgteil und Weide an Weide. Ab und an gesellt sich ein Kloster dazu, das singulär auf einem einzelnen Plättchen darauf wartet, für die volle Punktezahl von Landschaften eingeschlossen zu werden. So weit, so vermeintlich simpel.

Einfach nur Plättchen legen wäre tatsächlich nicht mal das Auspöppeln aus der Packung wert. Jetzt kommen unsere Mannen ins Spiel. Diese warten nämlich auf ihre Jobs zum Beispiel als Burgherr oder als Mönch. Denn sie können auf die einzelnen Landschaften gesetzt und diese damit für den Spieler beansprucht werden. Vervollständigt man Straße oder Burg, dann erhält der Spieler Siegpunkte je nach Größe beziehungsweise Länge. Dabei ist die Anzahl der Arbeiter begrenzt, die Mannen können erst wieder an die Schüppe geschickt werden, wenn ein Bauprojekt vollendet wurde. Und dann sind da noch die Weiden. Hier zählt jede vollständige Burg am Weidegebiet am Ende satte drei Siegpunkte. Die erhält aber nur der, der die meisten Arbeiter auf der Weide geparkt hat. Da sich die Landschaft entwickelt und plötzlich zwei bislang unverbundene Weideflächen eins werden, kann es sein, dass Rivalen mit ins Boot kommen. Denn einen Arbeiter auf ein bereits besetztes Areal zu stellen, ist verboten. Treffen aber zwei gleiche Gelände aufeinander, zählt die schlichte Übermacht.

Nun ist es aber auch keine gute Idee, einfach alle Meeple flugs auf die Weide zu schicken. Denn dann fehlen diese für weitere Vorhaben. So gibt es kaum etwas Ärgerlicheres, als eines der lukrativen Klöster zu ziehen, aber keinen angehenden Mönch mehr zu haben, den man dort zum beten und arbeiten absetzen kann. Oder aber ein Burgteil mit einem Wappen zu erhaschen und dieses ungenutzt einbauen zu müssen. Denn Wappen bringen am Ende Extrapunkte.

Natürlich ist Carcassonne von der Komplexität heutiger Vertreter weit entfernt, hat aber dennoch in seiner Zeit riesige Fußspuren hinterlassen. Erst nach und nach konnten diese durch Titel wie „Isle of Skye“ erobert werden, die die Grundidee immer um kleine, feine Nuancen erweiterten. Carcassonne selbst ist in den Jahren immer wieder durch Erweiterungen aufgebohrt worden, jüngst ist der beliebteste Nachklapp „Jäger und Sammler“ mit einem Reboot bedacht worden.

Carcassonne ist ein Familienspiel, mit dem man auch die Jüngsten an das Tüfteln um Burgen, Siegpunkte und Arbeiter heranführen kann. Es funktioniert zu zweit genauso unterhaltsam wie in Bestbesetzung. Und auch passionierte Vielspieler nehmen sich gerne die nicht zu umfangreiche Zeit, auf Punktejagd im hochherrschaftlichen Gelände zu gehen. Durch seine Einfachheit ist Carcassonne zudem gut gealtert. Das Material wirkt auch heute noch hübsch und die Meeple sind nahezu ikonische Symbole für Spielefreunde geworden.

Carcassonne von Klaus-Jürgen Wrede

Hans im Glück

2 bis 5 Spieler

Dauer: circa 45 Minuten

Preis: circa 30 Euro