Minecraft Builders & Biomes

„Minecraft Builders & Biomes“ war ein Spontankauf. Einfach so, weil ich Lust darauf hatte. Und weil mein Sohn früher mal ganz gerne Minecraft gespielt hat. Ich nicht, aber ich mag durchaus die pixelige Grafik. Und um es vorweg zu nehmen: das ist auch absolut notwendig, um das Spiel zu mögen.

Ansonsten finde ich, dass das Spiel es einem überraschend leicht macht, es ins Herz zu schließen. Denn es ist einfach irgendwie charmant. Und dabei lässt es sich gar nicht mal so leicht in eine Kategorie zwängen, wie man meinen möchte. Denn Minecraft macht aus der starken Lizenz ein durchaus starkes Spiel mit schönen Elementen. Und auch in einem weiteren Punkt sollte man sich von der Grafik nicht täuschen lassen – das Ding ist durchaus knackig.

Letztlich macht man das, was man in dem PC-Spiel auch macht. Die Gegend erforschen, Gebäude bauen, und Monster bekämpfen. Besonders das Erforschen ist gut umgesetzt. Zu Beginn liegen Geländeplättchen in kleinen Stapeln verdeckt in einem quadratischen Raster. Die Spielfiguren ziehen durch die Gänge zwischen den Plättchen und decken jeweils die vier benachbarten auf. Darunter erscheinen dann Gebäude einer speziellen Art aus einem von vier Materialien und auf einer von vier Geländearten. Für jedes Gelände gibt es in der ersten von drei Runden Punkte, für die Materialien wird am Ende von Runde 2 abgerechnet und nach dem dritten Durchlauf zählt die Art des Gebäudes.

Der Quader aus hochwertigen Holzklötzen ist der Star des Spiels.

Plättchen kaufen, also Gebäude bauen, verbraucht Rohstoffe. Hier kommt der Eyecatcher von Minecraft ins Spiel – der Quader aus zuvor zufällig angeordneten schicken Ressourcen-Holzsteinen unterschiedlicher Art, die für die verschiedenen benötigten Baumaterialien stehen sowie mit den grünen auch Jokersteine beinhalten. In vier Ebenen türmen sich diese auf. Genommen werden darf nur, was mindestens an zwei Seiten offen liegt, und zwar nur zwei Klötze pro Runde – was die Auswahl zu Beginn limitiert. Je mehr Holzklötze genommen wurden, desto größer die Auswahl. Sobald die oberste Ebene abgetragen ist, endet Runde 1. Ebene 2 läutet das Ende von Runde 2 ein und ist die dritte Ebene leer, dann endet das gesamte Spiel. Der Quader ist das, was Minecraft zu einem guten Spiel macht. Ein Element, das ich so noch nicht kannte und das eine angenehme strategische Tiefe mit sich bringt. Nehme ich den braunen Klotz, weil ich damit endlich die Brücke bauen kann? Oder doch lieber den schwarzen Stein, weil mein Nachbar den sicher nicht haben soll? Und wenn der Quader so langsam aber sicher abgegrast ist, wann leite ich das Ende ein? Oder zögere ich das noch heraus?

Da heißt es, rechtzeitig zu planen. Setzte ich auf günstige Karten oder kaufe ich teuer ein. Denn die Gebäude werden auf einer eigenen Karte platziert und dort zählt dann pro Runde nur eine Art, die der Spieler bestimmen kann. Erschwerend kommt hinzu, dass die Plättchen aneinander angrenzen müssen, um zu zählen. Denn nur eine einzige Gruppe wird gewertet. Es gibt günstige Elemente wie zum Beispiel Holzhäuser, aber auch teure Brocken wie die Eislandschaften. Da außerdem unberechenbar ist, was unter den Plättchen wohl auftaucht, halten sich bei Minecraft Strategie und Glück angenehm die Waage. So kann es sein, dass mein ursprünglich geschmiedeter Plan nicht aufgeht. Dann gibt einem das Spiel aber jederzeit die Chance, sich neu zu orientieren und damit noch durchaus erfolgreich zu sein.

Denn unterwegs können unter den kleinen Quadraten auch Monster lauern. Diese geben – einmal besiegt – einen Einmalbonus, Siegpunkte oder im Idealfall in der Endabrechnung dicke Boni für spezielle Gelände, Materialien oder Gebäudearten. Wer ein Monster besiegt, sollte durchaus schauen, ob die bisher verfolgte Strategie nicht vielleicht wechseln sollte. Die Monster sind echte Game Changer, die aber erstmal besiegt werden wollen.

Das geschieht durch Waffen. Diese finden sich am Rand des großen Plättchenquadrates. Denn hier werden zu Beginn ebenfalls kleinere Plättchen verdeckt ausgelegt, unter denen sich Waffen verbergen. Diese haben zum einen einen Angriffswert, dargestellt in Form von Herzen, und in einigen Fällen auch eigene Eigenschaften. Wer zum Beispiel den Bogen sein eigen nennt, darf pro Kampf mehr als die obligatorischen drei Karten aus dem eigenen Waffendeck ziehen. Waffendeck? Ja genau – der Kampf beinhaltet ein kleines, aber feines Deckbuilding-Element. Zu Beginn verfügt jeder über einen Standardsatz Waffen, der aber nicht besonders schlagkräftig ist und den dickeren Brocken von Monstern gerade mal ein müdes Lächeln abnötigt. Denn auf den Waffen stehen Herzen, auf den Monstern auch. Drei Karten werden aufgedeckt und müssen mindestens genauso viele Herzen vorweisen wie das Monster. Das ist anfangs kaum möglich, wird mit neu hinzu gewonnen Waffenplättchen aber immer einfacher. Und dann gibt es da ja auch noch TNT. Anders als die anderen Waffen wird es aus dem Deck abgelegt, sobald es genutzt wird. Dafür macht es aber auch ordentlich Wumms und kann einen Kampf ganz im Alleingang entscheiden.

Das Monster unten bringt nicht nur sechs Siegpunkte, sondern auch einen Bonus auf eine bestimmte Gebäudeart. Mit sechs Herzen war es schon ein richtig ansehnlicher Gegner.

Minecraft lässt den Kopf qualmen. Entscheidungen überall. Erforschen? Bauen? Ressourcenwürfel nehmen? Oder doch dem Monster eins auf die Mappe geben? Alles gleichzeitig geht nicht, es sei denn, man erhält eine Sonderaktion zum Beispiel durch das Besiegen eines Monsters. Dazu ist das Spiel unglaublich variabel, keine Runde ähnelt einer anderen. Die Plättchenauswahl ist jedes Mal neu, der Quader immer anders zusammen gestellt. Vielleicht, aber nur vielleicht, ist die Strategie, schnell Monster zu besiegen und sich an deren Boni zu orientieren, etwas erfolgversprechender als andere. Aber dafür müssen die Monster und entsprechenden Waffen ja auch erst einmal aufgedeckt werden. Abschließend mag ich das noch nicht beurteilen, ein leichter Verdacht keimt aber in mir auf. Eine leichte Frustresistenz, wenn denn dann mal so wirklich gar nichts klappen mag, hilft sicher auch. Alles in allem ist Minecraft aber eine Runde Sache. Und eine Wundertüte, was die Spieldauer angeht. Von einer halben Stunde bis gute 1,5 Stunden war schon alles dabei. Minecraft verlangt zwar Hirnschmalz, ist aber leicht zu erlernen. Ich würde es daher eher im sehr gehobenen Familienspielbereich ansiedeln.

Ärgerlich ist allerdings die Materialgestaltung. Da wurde in wirklich schöne, hochwertige Holzwürfel investiert und bei den Spielertableaus das dort ausgegebene Geld offensichtlich wieder eingespart. Diese sind schlicht labberig und schmälern den sonst guten Gesamteindruck dann doch ein wenig.

Minecraft von Ulrich Blum

Ravensburger

Für 2 bis 4 Spieler

Dauer: 30 bis 90 Minuten

Preis: Circa 25 Euro