Tipperary

Malerische Landschaften, ein eigenes Cottage mit Wappen, eine voluminöse Schafherde und der Keller ist gut gefüllt mit edlem Whiskey … wem das alles ein klein wenig bekannt vorkommt, der liegt richtig. „Tipperary“ klaut, was das Zeug hält. Das macht es aber gut und das schamlos zusammengeklaubte Themen-Mechaniken-Gewirr macht wirklich Spaß. Wenn auch auf einem deutlich seichten Familienspieler-Niveau.

Ne, „Tipperary“ ist nix für Vielspieler. Wie mir auch die hauseigenen Vielspieler umgehend bestätigen. Als Absacker nach einem langen Spieleabend taugt es, mehr aber auch nicht. Anders sehen das die Wenigspieler. Hach, schön ist es. Und hat einen guten Flow mit belohnenden Mechaniken. Was aber tun wir eigentlich? Wir reihen Plättchen aneinander, die wir mittels eines Drehmechanismusses zugewiesen bekommen. Genauer gesagt immer zwei, von denen wir eines nutzen dürfen. Ja, richtig, das ist so ziemlich exakt genau so wie beim „Planet Unknown“, nur dass hier der Startspieler nicht aussuchen kann, welcher Slot vor ihm liegt, sondern das Glück entscheidet. Und ja, es liegen dort Puzzleteile, die wir zwar nicht auf einem Spielbrett, aber doch passend an unsere Landschaft anfügen müssen. Das ist so bekannt wie ausgelutscht.

Mittels eines Rades, das gedreht wird, wird unser Slot bestimmt, aus dem wir ein Teil aussuchen können.

Dass „Tipperary“ dabei doch charmant rüberkommt, liegt an dem belohnenden System. Nehmen wir das Teil mit den Schafen, dann vergrößern wir unsere Herde. Liegt dort eine Mauer? Dann können wir eventuell einen Turm ergattern, der am Ende Lücken füllt. Und eine Kombination aus Weizenfeld und Distillery lässt unser Whiskeyfass im Lager voranschreiten, was Siegpunkte, aber auch konkrete Boni wie ein weiteres Schaf bringt. Ich kann quasi hören, wie der ein oder andere geneigte Leser jetzt leise aufseufzt. Whiskey? Schafe? Würde die Teile jetzt auch noch versteigert, wären wir vermutlich bei „Isle of Skye“. Ja, erwischt, auch hier klaut der Titel ganz unverschämt. Zwar bilden die Teile hier keine Quadrate, sondern haben ganz unterschiedliche Formen, dennoch liefern Schafe und Whiskey erhebliche Argumente für den Einbau eines Teils.

Das Whiskeyfass wandert voran und gibt uns Siegpunkte. Der Turm hilft uns, Lücken im Plan zu stopfen.

Dann gibt es noch schnöde Siegpunkte auf Steinkreisen oder das Moor, das uns ein Bonusplättchen zum Lückenfüllen (oder Schafherde vergrößern) gönnt. Letztlich müssen wir auch darauf achten, ein wundervoll rechteckiges Areal zu erschaffen, denn die Größe des Sechsecks liefert am Ende satte Siegpunkte. Wer nach 12 Runden die meisten hat, der gewinnt.

Das war es auch schon. Eine Runde ist wirklich zügig gespielt und der Aufbau dauert keine fünf Minuten. Wer nach einem Hirnbruzzler gerne noch was fluffig leichtes spielen möchte, der ist hier richtig. Ebenso die, die an die Mechaniken komplexerer Spiele herangeführt werden. Oder aber auch die, die schlicht und einfach gerne Schafe streicheln und Whiskey trinken. Eine Partie „Tipperary“ ist schnell gespielt, aber leider auch genauso schnell wieder vergessen. Spaß macht es dennoch und kommt daher immer mal wieder gerne bei mir auf den Tisch.

„Tipperary“ von Günther Burkhardt
Lookout Spiele
Für 2 bis 5 Spieler
Dauer: circa 30 Minuten
Preis: circa 35 Euro