Ich geb es zu, ich schaue auch gerne auf die äußeren Werte. Und davon hat Carnival of monsters jede Menge. Wow! Wow!! Wooooow!!!!! So meine ersten wenig differenzierten Gedanken beim Anblick des Spielmaterials Grauselige Monster, ein Steampunk-Szenario und einfach eine absolut liebevolle Aufmachung. Allein die Packung ist ein Hingucker und so war mein Interesse geweckt, noch bevor ich überhaupt wusste, was in eben jener Packung überhaupt steckt.
Wenn dann äußere und innere Werte zueinander passen, dann hat man einen echten Glücksgriff getan. Und in diesem Fall stimmt das nahezu ausnahmslos. Die wenigen Kritikpunkte, die ich dem Spiel vorwerfe, kann man ihm streng genommen eigentlich gar nicht vorwerfen. Verwirrend? Ok dazu später mehr.
Worum geht es denn nun? Man sammelt Monster, auf den Monstern befinden sich Siegpunkte. Wer am Ende von vier Runden die meisten Siegpunkte gesammelt hat, der hat gewonnen. Um das zu erreichen gibt es neben den Monstern noch Aufträge und die üblichen Verdächtigen wie Münzen. Das hört sich zunächst mal sehr konventionell an. Ist es in vielen Punkten auch, aber eben sehr gut gemacht. Denn die Monster laufen uns natürlich nicht einfach hinterher, sondern werden gedraftet. Wie immer gilt – wer grundsätzlich mit Draften nichts anfangen kann, hat mit „Carnival of monsters“ sicher keine Freude. Fans des Genres hingegen kommen voll auf ihre Kosten, denn es gibt einen kleinen, aber feinen Clou. Denn in jedem Durchgang muss eine Karte gekauft werden – ob sie einem nun in den Kram passt oder nicht. So kann es sein, dass man das begehrte Monster aus der Hand eben hat zum Nachbarn ziehen lassen müssen, und vom Nebenmann gibt es nur eine wertlose Auswahl. Gekauft wird trotzdem, und wenn es an Münzen mangelt, muss eben ein Kredit aufgenommen werden. Dieser kann nicht mehr ausgeglichen werden und bringt am Ende satte Minuspunkte. Und das Monster, das gekauft werden musste, gammelt vielleicht nur nutzlos im Lager herum.
Denn Monster können nur ausgespielt werden, wenn man entsprechende Länder besitzt. Das bringt eine taktische Tiefe. Kaufe ich erst möglichst viele verschiedene Länder? Spezialisiere ich mich und kann dadurch größere und gefährlichere Monster ausspielen? Das ist reizvoll was die Siegpunkte angeht, hat aber ebenfalls einen Haken. Denn diese Monster generieren Bedrohung, die durch Käfige abgefangen werden muss. Hat man zu wenig Käfige und zu viel Bedrohung, kostet das Geld und kann im Ernstfall einen erneuten Kredit nach sich ziehen.
Oder gehe ich auf Auftragsjagd? Diese bringen satte Punkte, sind aber nicht immer leicht zu erfüllen. Einige Aufträge erschienen uns im Durchspielen auch zu stark, so gibt es zum Beispiel die Anweisung, möglichst viele weitere Aufträge zu sammeln. Das läppert sich in der Endabrechnung. Auch nach zahlreichen Partien schien uns das etwas zu mächtig.
Dann gibt es noch Mitarbeiter, die Boni bringen. Mehr Geld oder Käfige zum Beispiel. Oder sie übernehmen die Rolle eines beliebigen Landes. Sehr hilfreich, wenn ein Monster ein besonderes Land verlangt. Zu guter Letzt gibt es noch in jeder der vier Runden ein Bonusziel für alle, meist werden Monster eines bestimmten Landtyps verlangt.
Nun zur Kritik, die keine ist. Das ganze Konzept kann krachend scheitern. In der ersten Runde überlegt man, was denn wohl sinnvoll ist. Wie man seine Länder ausbauen und seine Menagerie füllen kann. Noch schnell das etwas teurere Wassermonster kaufen kann nach hinten losgehen. Nämlich dann, wenn einfach keine Wasserlandschaften mehr auf die Hand kommen. Aber der Effekt ist durchaus gewollt. Ärgert man sich im ersten Moment, lichtet sich dieser aber umgehend und man ist motiviert, in einem neuen Durchgang vielleicht noch besser zu planen. Oder eben schlicht auf mehr Glück zu hoffen. Denn da nicht alle Karten im Spiel sind sondern immer nur eine Auswahl, kann es jederzeit passieren, dass das Glück nicht mit dem Tüchtigen ist. Trotzdem macht es Spaß, die eigene Auslage zu optimieren und dann am Ende vielleicht doch das zu Anfang sorgsam gebunkerte teure Monster noch spielen zu können.
Carnival of Monsters
Richard Garfield
Amigo Spiele
2 bis 5 Spieler
Dauer circa 45 Minuten
Preis circa 34 Euro