Es ist Freitag. Das Wochenende steht vor der Tür. Und was passt da besser, als eben jene kleine Soloperle mal in Angriff zu nehmen, die schon eine Weile hier in meinem Regal schlummert. „Freitag“ von Urgestein Friedemann Friese hat nicht etwa auch eben jenen Freitag zum Protagonisten. Zumindest nicht vordergründig, letztlich aber irgendwie doch. Denn wir sind in dem Solotitel Freitag und wollen unseren Kumpel Robinson Crusoe aufpäppeln für den finalen, epischen Kampf gegen die Piraten.
Und das ist bitter nötig, denn unser Kumpel ist – wie es sich für einen reinrassigen Deckbuilder gehört – alles andere als kampftauglich. Bestenfalls schmächtig, schlimmstenfalls tollpatschig latscht er durch das Dickicht. Immer hungrig und oft müde ist er nun wirklich kein vorzeigbarer Kämpfer. Und eine Waffe hat er zu Beginn auch nicht. Also lassen wir unseren noch nutzlosen Kumpel nach dem Motto „learning by doing“ gegen die Gefahren des Dschungels antreten. Die sind in der ersten von drei Gefahrenrunden noch überschaubar. Im grünen Level können wir wie in den zwei weiteren gelben und roten Leveln eine von zwei Gefahrenkarten wählen. Hier heißt es – viel Feind, viel Ehr. Oder besser: wenig Feind, wenig Ehr. Je leichter der Gegner zu besiegen ist, desto weniger haben wir davon. Denn besiegen wir die Gefahr, landet die Karte in unserem Deck.
Sie ist in zwei Hälften geteilt. Zum einen eben die Gefahr, zum anderen ein Kampfwert samt Sonderfähigkeit für uns. So dient sie ab dann als Waffe, die unseren Kampfwert um beispielsweise zwei Punkte nach oben schraubt, wird sie gezogen. Oder sie bringt uns Leben aus der Reserve zurück. Denn mit unseren 20 Lebenspunkten, mit denen wir starten, zahlen wir weitere Karten. Denn die Kampfkarten erlauben uns nur ein gewisses Maximum an kostenlosen Karten, alle weiteren kosten Leben. Doch nicht immer macht es Sinn, einen Kampf auf Gedeih und Verderb gewinnen zu wollen. Vielmehr kann man einen Kampf gerne auch mal verloren geben. Denn dann zahlt man nicht nur Lebenspunkte, sondern kann dafür auch unliebsame Karten aus dem Deck entfernen. Die Gefahrenkarte ist dann allerdings auch vorerst verloren.
Bessere Karten erlauben die Möglichkeit direkt als Sonderfähigkeit. Oder sie lassen Kartentausch zu. Wieder andere Karten geben direkt zwei weitere kostenlose Karten für den Kampf oder kopieren den Effekt einer bereits gespielten. Als besonderer Kniff wandern bei jedem Mischen unseres Decks Tollpatschkarten dazu, die uns Mali bringen oder auch negative Kampfpunkte. Diese sollte man zügig wieder loswerden. Eine besondere Herausforderung, denn verschlankt man das Deck zu sehr, läuft man Gefahr, mehr Tollpatschkarten ziehen zu müssen. Und unten im Tollpatschkartenstapel lauern dann die richtig fiesen Stolperfallen.
„Freitag“ ist wahrlich ein Fest für Optimierer und Synergiefans. Allerdings kann da schon mal der Überblick verloren gehen. Trotz der knuddeligen Optik ist Freitag keineswegs ein Leichtgewicht. Unmöglich ist es trotzdem nicht, den Piraten erfolgreich Paroli zu bieten. Ich hab nun einige Partien vor mich hin gespielt, das Deck immer wieder angepasst und durchaus Spaß mit dem Titel gehabt. Ich bin aber unschlüssig, wie lange „Freitag“ seinen Reiz behält. Zwar kann man den Schwierigkeitsgrad anpassen und sich neuen Herausforderungen stellen. Aber ich denke, nach noch einigen weiteren Partien wird das Geschehen zu reppetetiv, zu planbar. Es wird sicher in meinem Regal bleiben und vermutlich auch immer mal wieder auf den Tisch wandern. Das liegt vor allem an den zwei besonderen Kniffen des Titels. Zum einen den Tollpatschkarten, die den Deckbau ein Stück weit unvorhersehbar gestalten. Vor allem aber an dem Zwang, abwägen zu müssen, wann man einen Kampf unbedingt gewinnen sollte und wann eine Niederlage nicht nur akzeptabel, sondern sogar vorteilhaft ist.
„Freitag“ von Friedemann Friese
2F-Spiele
Soloabenteuer
Dauer: circa 45 Minuten
Preis: circa 15 Euro