Mit „Flügelschlag“ fing damals alles an. Zumindest dieser Blog, denn meine Begeisterung über den Titel habe ich damals in Worte verpackt und als ersten Beitrag hier veröffentlicht. Und auch das Spiel selbst war zwar nicht mein erstes Kennerspiel, das ich lieben gelernt habe, wohl aber das erste, das ich mir für meine damals noch recht jungfräuliche Sammlung selbst gekauft habe. Also jede Menge Erinnerungen. Darunter auch eine ganz besondere: in meiner regelmäßigen Spielerunde versuchte ich, meine Freunde mit meiner Begeisterung anzustecken. Fast alle konnte ich überzeugen – nur einer, der hatte eine ganz spezielle Kritik geäußert. Vögel, nein mit dem Vogelthema konnte er nichts anfangen. Und dann fiel der Satz „wenn es das mit Drachen geben würde…“
Ok, Feuerland, ihr habt heimlich gelauscht, oder? Anders kann ich mir „Schwingenschlag“ – ironischerweise von einer gewissen Conny Vogelmann nach der bekannten Vorlage von Elisabeth Hargrave umgesetzt – nicht erklären. Ich musste mehr als nur ein wenig lächeln, als der Titel angekündigt wurde. Nun, so viel sei verraten – die erste Partie mit dem Vogelhasser steht leider noch aus, aber in anderer Runde durfte ich den Titel bereits antesten. Daher hier keine vollumfängliche Rezension, wohl aber ein erster Eindruck eines „Flügelschlag“-Fangirls der ersten Stunde.
Keinen Zweifel hatte ich daran, dass das Ganze wieder sehr hübsch daherkommen wird. Gut, es gibt keinen Würfelturm und keine Rohstoffwürfel, aber das sei „Schwingenschlag“ verziehen. Sonst gibt es rein gar nichts zu meckern. Es liefert wieder eine hohe Materialqualität, pfiffige Zeichnungen und überhaupt steht es „Flügelschlag“ hier in nichts nach. Die Mechanik ist zu großen Teilen bekannt – Karten nehmen, Kosten bezahlen, Karten und Eier platzieren und die Engine tüchtig ölen und ans Laufen bringen. Auch bei „Schwingenschlag“ funktioniert das tadellos und – wie ich meine – fast ein wenig besser. Denn durch kleine, aber feine Änderungen kommt in meinen Augen mehr taktische Tiefe in die Übung. So wird es teuer, wenn man eine Reihe mehrmals pro Zug „erforschen“ will. „Erforschen“, also eine Reihe mit einem Forscher ablaufen und die entsprechenden Aktionen auslösen, ist eine der Handlungsmöglichkeiten pro Runde. Statt Aktionswürfeln gibt es Münzen, die ausgegeben werden. Und bevor eine Karte gelegt werden kann, muss erst einmal die entsprechende Höhle ausgegraben werden – die zweite Aktionsmöglichkeit. Hier eine gute Balance bei der Kartenauswahl zwischen Höhlen und Drachen zu finden ist extrem wichtig. Und in diesen Höhlen – Möglichkeit Nummer drei – können Drachen aus der eigenen Hand angelockt werden. Dort bringen sie Platzierungsboni oder halten eben jene Aktionen vor, die ein Forscher auslösen kann.
Auffälligste Neuerung ist sicher die Drachengilde, die einem für jeden Schritt wertvolle Boni – unter anderem weitere Münzen oder Eier – bringt. Wer erfolgreich sein will, muss dafür sorgen, auch hier voranzukommen. Einen Hinweis, in welche Richtung die eigene Strategie gehen sollte, geben darüber hinaus die aus „Flügelschlag“ bekannten Rundenziele. „Schwingenschlag“ macht schon alleine mit dem dazu passenden Verweis auf dem Titel absolut kein Geheimnis aus seiner Verwandtschaft mit „Flügelschlag“ – warum sollte es auch? Es bringt aber ausreichend neue Elemente in das Spiel, die ihm eine Daseinsberechtigung geben, auch wenn der Titel für vogelaffine Brettspieler bereits in der Sammlung schlummert. Mir hat „Schwingenschlag“ wegen der doch etwas besseren Planbarkeit, da nicht gewürfelt wird, und der größeren taktischen Herausforderung sogar etwas besser gefallen. Ob das nun aber daran lag, dass ich „Flügelschlag“ einfach schon viel häufiger gespielt habe und daher froh bin über die neue Interpretation und ob diese Meinung auch nach mehreren Partien Bestand hat, da mag ich noch nicht beurteilen. Spaß gemacht hat es, und in meinen Augen wurde hier viel richtig und nichts falsch gemacht.
„Schwingenschlag“ von Conny Vogelmann
Feuerland
Für 1 bis 5 Spieler
Dauer: circa 75 Minuten
Preis: circa 55 Euro