Gute interaktive Spiele, die auch zu zweit funktionieren, sind rar. Erfreulicherweise ist Space Explorers genau so ein Vertreter. Es geht darum, den Weltraum zu erobern. Aber anders als zum Beispiel in Lift Off müssen wir keine Rakete zusammenbauen, sondern erst mal für das passende Personal sorgen. Dieses wiederum verhilft uns zu erfolgreich verwirklichten Projekten.
Das Spielprinzip ist einfach, aber nicht simpel. Mit Hilfe von Forschungsmarkern und eben jenen Experten bauen wir unseren Standort – so heißt unsere Auslage – aus. Der Clou – wenn wir einen Forschungsmarker ausgeben, dann wandert dieser umgehend an unseren Nachbarn. Zwar kann man auch Experten aus den Handkarten abgeben um Personal anzuwerben, aber auch diese stehen dann in der Auslage wieder allen zur Verfügung. Es gilt daher jederzeit zu überlegen, ob man wirklich zu Gunsten des eigenen Fortschritts den der Rivalen mit fördern möchte. Denn das passiert zwangsläufig und macht Space Explorers zu so einem angenehmen Vertreter seines Genres.
Der Rest ist konventionell, aber gut gemacht. Wir geben Marker aus, rekrutieren aus fünf unterschiedlichen Bereichen und bereits angeworbenes Personal senkt die Kosten weiterer Mitarbeiter. Dazu kommen weitere Boni wie zum Beispiel kostenloses Anwerben oder zusätzliche Marker. Hier kommt nochmal besonderer Drive in das Ganze, denn nur der jeweils oben liegende, also zuletzt angeworbene Fachmann bringt einen Bonus. Es kann also durchaus Sinn machen, auf einen weiteren Experten zu verzichten, um nicht so den Bonus zu verdecken. Gewonnen hat der, der am Ende die meisten Punkte durch Experten und Projekte einheimsen konnte.
Zwei Dinge haben mich positiv überrascht. Zum einen zeichnet sich das Spiel durch hübsches Material aus. Der Vintage-Stil ist bewusst gewählt und orientiert sich an der Aufbruchsstimmung vergangener Zeiten. Der Verlag Spielefaible folgt dem Retro-Trend, der sich schon bei Lift Off erkennen ließ. Scheinbar eignet sich das Sujet Raumfahrt besonders für gedeckte Farben. Das kann man mögen oder nicht, dem Spielerlebnis an sich tut das keinen Abbruch. Hier und da muss sich zeigen, ob das Material auch nach einigen Runden noch qualitativ mithalten kann. Mich spricht es aber vom Fleck weg an und ich möchte damit losspielen.
Sehr skeptisch war ich nach dem ersten Studium der Regeln, ob das auf dem Tisch wirklich spaßig und innovativ ist. Karten erwerben, Punkte tauschen und damit Projekte finanzieren, das habe ich schon zig mal gemacht. Da muss schon etwas kommen, um mich zu überzeugen. Und wieder beweist sich, es sind oft die kleinen unscheinbaren Ideen, die den Schwung bringen. Hier eben die Abgabe von Markern an den Nebenmann und die Auslage eigener Handkarten für die Mitspieler. Das bringt eine neue Ebene ins Spiel, die mehr Hirnschmalz erfordert, als es das erste Regelstudium vermuten lässt. Es braucht ein paar Runden, bis man einschätzen kann, wann sich ein Kauf lohnt und wann man lieber dankend verzichtet. Man belauert sich, hofft auf Hilfe und darauf, dass der ersehnte Experte einem dann nicht doch vor der Nase weggeschnappt wird. Das macht Laune, zumal eine Partie nicht zu viel Zeit in Anspruch nimmt und eine Revanche schnell auf den Tisch gebracht ist.
Space Explorers von Yuri Zhuravlev
Spielefaible
2 bis 4 Spieler
Dauer: Circa 45 Minuten (je nach Spieleranzahl)
Preis: Circa 40 Euro