Talisman

Als ich jung war, lief im Kino „Die unendliche Geschichte“. Man, war das toll… was für ein Film! Die Geschichte, die Effekte, die Musik. Vor einigen Jahren hab ich mit meinem Sohn die unendliche Geschichte geschaut, vorher laut geschwärmt und unfassbar ungläubige Blicke von Junior geerntet. Ok, die Geschichte ist immer noch toll, aber da sollte man dann doch vielleicht eher zum Buch greifen. Der ganze Rest wirkt heute unfassbar antiquiert und altbacken.

Mit dem Spiel Talisman verhält es sich leider genauso. Wieder eine Faszination aus der Vergangenheit, wieder mit meinem Sohn als Next-Generation-Tester. Aber mit dem Unterschied, dass mir dieses mal schon schwante, dass der alte Zauber vorbei ist. Damals, ja damals war Talisman etwas ganz Besonderes. Hey, durch ein Fantasyreich streifen, Monster besiegen und am Ende der große Held werden, das war unglaublich spannend. Heute hingegen kann die immer noch hübsche Optik leider so gar nicht mehr darüber hinwegtäuschen, dass das Spiel in seiner Mechanik nicht nur fürchterlich repetitiv ist, sondern einfach auch unglaublich unfair. Damals haben wir darüber wohlwollend hinweg gesehen. Heute, wo so viele Spiele des Genres es so viel besser machen, fällt das extrem schwer.

Wir sind ein Held einer beliebigen Klasse. Vom Zauberkundigen über den Dieb bis hin zum eher grobschlächtigen Haudrauf sind die üblichen Verdächtigen am Start. Sie bringen Fähigkeiten mit, Stärken und Schwächen und spielen sich nach wie vor abwechslungsreich. Die Ausgangslage stimmt also. Im Lauf des Spiel versuchen wir drei Ebenen zu meistern und den Namen gebenden Talisman zu erhaschen, der uns den Weg in die letzte Ebene öffnet. Und da es ja immer nur einen geben kann, gilt es, auf dem Weg dorthin nicht nur Monster zu verhauen, sondern im Idealfall unsere Gegner gleich mit. Wir können wahlweise via Talent – also magischer Kraft – oder Stärke austeilen und Gegenstände bringen uns Boni. Die einzelnen Felder liefern Ereignisse, Gegner oder Shoppingmöglichkeiten. Häufig kommt es auf das Würfelglück an – vom zusätzlichen Lebenspunkt bis hin zum unglücklichen Schicksal, in eine Kröte verwandelt zu werden, ist alles dabei. Haben wir ein Monster besiegt, dürfen wir es als Trophäe behalten. Deren Talent- oder Stärkepunkte bringen uns bei jeweils sieben Zählern ein entsprechendes Level up.

Unser Druide trifft auf einen Todloser – jetzt heißt es Talentwert gegen Talentwert plus Würfelergebnis. Die Trophäe jedenfalls könnten wir gut in unserer Sammlung gebrauchen.

So spielen wir zunächst noch fröhlich vor uns hin, decken Karten auf, nehmen Gegenstände, kämpfen gegen Monster. Oder tun nichts, weil einfach gerade nichts passt. Nächste Runde – Karten aufdecken, Monster bekämpfen, würfeln und immer häufiger nichts tun. Es ist zäh, dieses Talisman. Und wenn einer aus der Runde mal von Start weg so gar kein Würfelglück hat, kann er fast nur hoffen, endlich eines heldenhaften Todes zu sterben, um mit einem neuen Charakter eventuell neu anfangen zu können. Es ist definitiv demotivierend, wenn drei aus der Runde sich bereits durch Ebene zwei schnetzeln, während man selbst mit einem Minimum an Talent- und Stärkepunkten endlich darauf hofft, einen einfachen Wolf zu besiegen oder ein popeliges Schwert zu finden. Das fühlt sich dann an, als spielt man selbst ein ganz anderes Spiel als die anderen. Zumal dann auch jegliche Interaktion unmöglich wird.

Hinzu kommt, dass die Charaktere nicht unbedingt ausbalanciert sind. So kann der Dieb zum Beispiel einfach einem Mitstreiter einen Gegenstand wegnehmen, wohin gegen die Boni anderer Charaktere deutlich abfallen.

Ach, ich möchte es wirklich wieder mögen, dieses Talisman. Das ja immer noch eine unfassbar große Fangemeinde und unzählige Erweiterungen sein eigen nennen kann. Ich aber bin raus aus der Fanbase, so leid es mir tut.

Hier entfällt ausnahmsweise die Angabe zur Spieldauer, diese lässt sich beim besten Willen nicht angeben. Ich für meinen Teil würde aktuell leider konstatieren – auf jeden Fall viel zu lang.

Talisman

Pegasus Spiele

Spieler: 2 bis 6

Preis: Circa 50 Euro