Jede Liebe hat ihren ganz besonderen Anfang. Mal braucht das zarte Pflänzchen länger, mal schlägt der Blitz auf den ersten Blick ein. So ähnlich erging es mir bei Dominion, auch wenn der Zufall hier gehörig sein Händchen im – im wahrsten Sinn des Wortes – Spiel hatte.
Familienurlaube eignen sich ja bestens zum Spielen. Und wenn man dann noch in einem Hotel mit mehreren anderen Familien ist, dann bliebt es nicht aus, dass man mal auf den ein oder anderen Tisch linst, was denn da so unterwegs ist. Vor gut sechs Jahren fiel mir im schönen Thüringen ein Spiel auf, das mich sofort optisch ansprach. Ein Kartenspiel offensichtlich, schöne Motive und mit dem Untertitel „Was für eine Welt“.
Das Spiel ging mir nicht mehr aus dem Kopf, zu neugierig war ich geworden und so tat ich, was ich äußerst selten tue. Ich machte mich auf den Weg, um eben jenes Spiel im örtlichen Geschäft blind zu erstehen. So hatten meine große Liebe und ich wohl im engeren Sinne ein Blind Date. Aber ein äußerst erfolgreiches Blind Date.
Direkt am Abend wurde Dominion – so hieß meine neue Flamme – ausgepöppelt und Probe gespielt. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, zum Hauptspiel haben sich mittlerweile im Spieleregal eine Reihe von Erweiterungen gesellt.
Dominion ist ein reinrassiges Deckbuilding-Game. Man startet mit etwas Grundbesitz und Geld und möchte, wenig überraschend, die meisten Siegpunkte anhäufen. Dafür sammelt man weitere Karten, die einem diverse Boni, weitere Ländereien oder einfach nur schnöden Mammon einbringen. Das Spielprinzip ist im Grundspiel ebenso simpel wie fesselnd. Kaufe ich ein weiteres Herzogtum, das mit zwar Punkte bringt, aber im Deck Platz wegnimmt für andere, aktivere Karten? Wie bekomme ich den Mechanismus ans Laufen, den sich jeder Spieler von seinem Deck wünscht? Lieber schlank halten und wenige starke Karten kaufen oder doch lieber auf das Glück vertrauen und reinpacken was geht?
Wer Deckbuilding-Games so liebt wie ich, der kennt es – das Gefühl, wenn ein Rädchen in das andere greift, eine Karte die nächste begünstigt und man dem Kontrahenten dann die heiß begehrten Provinzen vor der Nase wegschnappen kann. „Dominion“ macht es den Spielern leicht, es zu mögen. Natürlich gibt es den Glücksfaktor, aber wohl dosiert. Schließlich hat der Spieler es selbst in der Hand. Läuft es nicht, hat man vermutlich in den Runden zuvor schlicht nicht optimal eingekauft. Eine Runde Dominion läuft wie am Schnürchen, nach ein paar Partien kennt man die Karten in und auswendig, hat heimliche Lieblinge ausgemacht und versucht natürlich auch, die Strategie des Gegners zu erkennen und zu durchkreuzen.
Vermutlich liegt hier schon der einzige Vorwurf, den man Dominion machen könnte. Es ist begrenzt interaktiv. Ein besseres Deck als der Gegner aufbauen, die begehrten Karten kaufen, bevor der Stapel vermutlich leer ist und ab und an auf eine Angriffskarte reagieren – das war es dann auch schon. Angriffskarten gibt es nicht allzu viele, zumindest im Grundspiel. Einige Erweiterungen zeigen sich da deutlich interaktiver. Für mich ist das aber ein wirklich kleiner Kritikpunkt, zu viel Spaß macht mir das Basteln am eigenen Deck.
Etwas zu meckern gibt es an einigen Kartenbeschreibungen. Hier tut entweder das Studium der beiliegenden Erläuterung Not oder auch schon einmal die ein oder andere Diskussion, wie eine Karte denn nun genau zu verstehen ist. Das Problem nimmt leider bei einigen Erweiterungen zu, hier gibt es durchaus noch Klärungsbedarf, was Regel und Einsatz bestimmter Karten angeht. Im Grundspiel ist das Problem nur minimal vorhanden und auch leicht aus der Welt zu schaffen. Den Einstieg erleichtern vorgegebene Startsets mit diversen Schwerpunkten. Wer sich ein wenig auskennt, hat aber spätestens mit der ersten Erweiterung Spaß daran, eigene Startsets zusammen zu stellen. Wer aufstocken möchte, dem sei die Erweiterung „Intrige“ ans Herz gelegt. Nicht zu kompliziert erweitert sie das Basisspiel um interessante Elemente, der Spielablauf bleibt trotzdem flüssig und einfach zu verstehen.
Ein Wort zur Optik. Die Karten sind wunderschön gezeichnet, extrem liebevoll und es macht Spaß, sie in die Hand zu nehmen. Obwohl wir das Spiel schon unfassbar oft auf den Tisch gebracht haben, nutzt sich das Material nicht nennenswert ab und kommt zudem direkt mit einem Sortierfach im Kasten daher. Aufgebaut ist das Spiel in wenigen Minuten, es eignet sich hervorragend für einen längeren Spieleabend, aber auch mal für eine schnelle Runde zwischendurch. Basisspiel und erste Erweiterungen gehen durchaus als familientauglich durch, lediglich einige spätere Erweiterungen (zum Beispiel „Nocturne“) heben die Komplexität doch deutlich an und sind sicherlich nur erfahreneren Spielern zu empfehlen. Dominion eignet sich auch hervorragend für zwei Spieler, diese sollten dann nur auf einige wenige Karten verzichten, die erst ab drei Spielern ihre Wirkung entfalten.
Die erste Auflage erschien übrigens noch im Verlag Hans im Glück und ist mittlerweile nur noch zu Sammlerpreisen zu haben.
Dominion (2. Auflage)
Rio Grande Games
2 – 4 Spieler
Dauer etwa 30 Minuten
Preis circa 35 Euro