Patchwork

Knöpfe? Flicken? Nähen? Also auf der nach obenen offenen Skala von Themen, die sich nicht für ein Gesellschaftsspiel eignen, hätte ich eben jene Dinge vor einiger Zeit noch ganz vorne verortet. Ich hasse Handarbeiten jeglicher Art, da brauch ich das nicht noch als Gesellschaftsspiel. Dachte ich.

Jetzt geht es thematisch in Patchwork von Uwe Rosenberg aber genau darum. Dass ich das Spiel trotzdem nicht hab links liegen lassen, hat genau zwei Gründe. Zum einen, dass der hilfreiche Mitarbeiter auf der Spielemesse Duisburg Patchwork meinem Sohn und mir als ideales Zwei-Personen-Spiel angepriesen und direkt auch erklärt hat. Und zweitens – hey, Uwe Rosenberg natürlich!

Große Namen locken in jeder Branche. Und Uwe Rosenberg ist so ein Name. Kennt irgendjemand nicht Agricola, das es sowohl in einer Familien- als auch in einer Kennervariante gibt? Mit Patchwork bleibt Rosenberg seiner großen Passion treu, die Spieler dazu zu bringen, möglichst effizient Platz auf einem Spielbrett zu nutzen und zu füllen. In diesem Fall tut man das eben mit Flicken. Knöpfe dienen als Währung und ein schön gestalterer Flickenteppich als Wertungsbogen. Das ist gleichermaßen einfach wie genial.

Denn dass man da mit Handarbeitsutensilien hantiert, hat man flugs vergessen. Zu schnell greift der Rosenbergsche Rausch, aus dem Gegebenen das Beste zu machen. Knöpfe sind knapp, die Auswahl begrenzt und der Gegner sicher nicht bestrebt, einem das Sahneschnittchen in der Auslage zu gönnen. Das Spiel funktioniert tadellos, die zwei Spieler müssen nicht nur auf ihr Tableau, sondern auch auf das des Rivalen schielen. Klar, einer kann besser aus den Startlöchern kommen, hat aber lange nicht die Gewähr, dass das auch so bleibt. Ein ausgeklügeltes System bestimmt, dass immer der noch ein Teil nehmen darf, der hinten liegt. Direkt wegziehen bringt einen also nicht weiter. Klug planen ist angesagt. So will man unterwegs auch noch die Bonusflicken einsacken, die helfen, kleine und überflüssige Löcher zu stopfen. Im Idealfall hat man am Ende der kurzweiligen Runden nahezu die ganze Fläche bedeckt, denn leere Felder geben in guter Rosenbergscher Tradition deftige Minuspunkte.

Patchwork ist sicher kein Schwergewicht und in fünf Minuten erklärt. Aber es fesselt und es fordert immer wieder dazu heraus, eine neue Runde zu starten und vielleicht noch besser zu planen und zu taktieren. Die Auslage variiert in ihrer Reihenfolge jedes Mal, kein Spiel gleicht dem anderen. Warteiten fallen zwischen den Zügen kaum an und einfach nur vor sich hin bauen ohne Blick auf den Mitspieler führt nicht zum Erfolg.

Wer ein schönes, nicht allzu schweres Spiel für Zwischendurch sucht, der kann auch bei diesem Rosenberg bedenkenlos zugreifen und losbasteln.

Patchwork

Uwe Rosenberg

Lookout Games

Für zwei Spieler

Dauer circa 30 Minuten

Preis circa 20 Euro